Trotz der kontinuierlichen Zunahme von Industrierobotern in Deutschland bleiben die von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) erfassten Arbeitsunfallzahlen an Industrierobotern auf niedrigem Niveau. So ereigneten sich im Jahr 2024 bundesweit 140 meldepflichtige* Arbeitsunfälle an Industrierobotern. Im Vergleich dazu beträgt die Gesamtzahl im Bereich der Unfallversicherung der gewerblichen Wirtschaft und der öffentlichen Hand im gleichen Zeitraum 754.660 Arbeitsunfälle.

Zudem nimmt der Bestand an Industrierobotern in Deutschland weiter zu. Laut der International Federation of Robotics ifr.org vergrößerte sich der Bestand von Industrierobotern in Deutschland im Zeitraum 2015 bis 2024 von 183.000 auf 279.000. Industrieroboter dienen dabei in erster Linie der Rationalisierung. Gleichwohl entlasten Sie die Beschäftigten aber auch von schwerer oder gesundheitsgefährlicher Tätigkeit. Ein weiterer Pluspunkt für den Robotereinsatz ist die Herausnahme des Menschen aus den unmittelbaren Prozessgefahren. Auch aus dem Blickwinkel des Arbeitsschutzes dürfte deshalb ein Interesse am Robotereinsatz berechtigt sein.
Arbeitsunfälle 2024 | ||
Gesamt | Industrieroboter | |
Meldepflichtige Arbeitsunfälle | 754.660 | 140 |
Neue Arbeitsunfallrenten (aufgrund schwerer Arbeitsunfälle) | 9.923 | 3 |
Tödliche Arbeitsunfälle | 345 | 0 |
Tabelle: Arbeitsunfälle in Deutschland 2024, Auszug (Quelle DGUV)
Die gezeigte Tabelle wirft die Frage auf, ob der Anteil der schweren Arbeitsunfälle im Bereich der Industrieroboter womöglich höher ist als an anderen Maschinen. Jedoch kann diese Frage verneint werden. Gemittelt über die Jahre 2015-2023 beträgt der Anteil der neuen Arbeitsunfallrenten am Unfallgeschehen für Industrieroboter ungefähr 1,6 %. Das entspricht etwa denselben Werten wie im gesamten Arbeitsunfallgeschehen oder im Bereich der stationären Maschinen. Bei den tödlichen Arbeitsunfällen liegt der Anteil mit 0,61 % sogar deutlich unter diesen Vergleichswerten
Die positive Situation sollte jedoch kein Anlass zum Ausruhen sein.
Laut Berufsgenossenschaft ereignen sich nämlich mehr als drei Viertel aller schweren Arbeitsunfälle an Industrierobotern während der Störungsbeseitigung. Verklemmte Teile oder verschmutzte Sensoren können zu unerwarteten Störungen oder sogar Stillstand der Anlagen führen. Die Mitarbeiter versuchen meistens, die Störungen schnellstmöglich zu beseitigen. Wie die DGUV berichtet, werden dabei manchmal auch Schutzeinrichtungen umgangen (manipuliert). Dadurch setzen sich die Mitarbeiter einem hohen Risiko aus.
Die Sicherheit von Industrieroboteranlagen muss deshalb durch technische, organisatorische und personenbezogene Schutzmaßnahmen weiter verbessert werden. Der Einsatz moderner Schutzeinrichtungen wie Lichtvorhänge und Laserscanner in Verbindung mit Schutzzäunen und sicherheitsrelevanten Steuerungen bietet den Mitarbeitern ein hohes Schutzniveau. Zudem existieren bereits seit den 1980er Jahren Sicherheitsnormen für Industrieroboter. Werden Industrieroboteranlagen in Europa in Verkehr gebracht, sind die Hersteller verpflichtet die EG-Maschinenrichtlinie einzuhalten. Zur Ausfüllung der Maschinenrichtlinie sind im Amtsblatt der EU die Normen EN ISO 10218-1 und EN ISO 10218-2 speziell für Industrieroboter gelistet. Damit können die Robotik-Fachleute auf ein umfassendes technisches Regelwerk zurückgreifen
*Arbeitsausfall von mehr als 3 Tagen